Was ist eine tiefe Hirnstimulation?

Unter einer tiefen Hirnstimulation versteht man die Platzierung von Elektroden in vorher definierte Areale des Gehirns im Rahmen einer neurochirurgischen Operation und die dadurch mögliche elektrische Stimulation von Kerngebieten des Gehirns.

Anwendungsgebiete sind hauptsächlich der M. Parkinson, aber auch andere Erkrankungen, wie der sogenannte essentielle Tremor und Dystonien können mit einem derartigen Eingriff behandelt werden, wenn konservative Therapieansätze nicht (mehr) ausreichen.

Typische Stimulationsorte im Gehirn sind der Nucleus subthalamicus (STN), der Globus pallidus internus (GPi) und der Nucleus ventralis intermedius des Thalamus (Vim), also Areale die im weitesten Sinne an der Bewegungssteuerung beteiligt sind. Beim M. Parkinson wird vorzugsweise im STN stimuliert, beim essentiellen Tremor der Vim und bei der Dystonie der GPi, wenngleich insbesondere beim M. Parkinson abhängig von der Ausgangssituation und Zielsetzung auch der GPi und der Vim angesteuert werden können.

Wer kann operiert werden?

Prinzipiell gibt es keine feste Altersbeschränkung, ab 70 Jahren wird die Indikation aufgrund dann häufiger auftretender Komplikationen jedoch strenger gestellt. Wichtig ist beim M. Parkinson ein gesichertes gutes Ansprechen der Zielsymptome auf L-Dopa, da der beste Stimulationseffekt nicht besser als der beste Zustand unter optimaler Medikation sein kann. Psychiatrische und kognitive Auffälligkeiten können durch die Stimulation verstärkt werden, so dass diese Aspekte vor der Operation sorgfältig geprüft werden müssen.

Welche Probleme können durch eine tiefe Hirnstimulation behandelt werden?

Wenn im Krankheitsverlauf Wirkungsschwankungen wie z. B. plötzliche Off-Phasen oder auch Überbewegungen nach Einnahme der Parkinsonmedikamente auftreten, kann eine tiefe Hirnstimulation zu einer Glättung der Beweglichkeit über den Tagesverlauf führen. Aber auch wenn einzelne Parkinsonmedikamente zwar gut helfen, aber nicht vertragen werden, kann eine tiefe Hirnstimulation sinnvoll sein.

Weniger bis gar nicht zu beeinflussen sind die sogenannten „axialen“ Symptome, also z. B. Gangunsicherheit, Schluck- oder Sprechstörungen. Vor einer entsprechenden Operation muss also sehr sorgfältig besprochen und abgewogen werden, welche Symptome behandelt werden sollen und können.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Nebenwirkungen durch die Stimulation sind von der Lokalisation der Elektroden abhängig. So können z. B. psychiatrische Auffälligkeiten wie depressive oder extrem euphorische (sogenannte manische) Stimmungslagen, Sprechstörungen, Probleme beim Augenöffnen, Gefühlsstörungen und Muskelkrämpfe auftreten. Aber auch eine Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit ist möglich.

Letztere kann auch durch eine Reduktion der Parkinsonmedikamente nach der Operation mit verursacht sein, weshalb eine Anpassung der Medikation entsprechend behutsam erfolgen sollte. Direkte Komplikationen im Rahmen der Operation wie Blutungen sind selten, können aber ebenfalls auftreten.

 

Welche Stimulationssysteme gibt es?

Derzeit stehen verschiedene Systeme der Firmen Medtronic™, St. Jude Medical™ und Boston Scientific™ zur Verfügung. Dabei gibt es zudem die Auswahl zwischen aufladbaren und nicht wieder aufladbaren Systemen. Für welches System Sie sich am besten entscheiden, sollte individuell vor der Operation beraten werden.