Wirkungsschwankungen

Nach mehreren Jahren mit gutem Ansprechen Ihrer Symptome auf die Medikation kann es zu „Schwankungen“ oder „Fluktuationen“ in der Beweglichkeit im Tagesverlauf kommen.

So können Sie z.B. das Gefühl haben, dass Ihnen Medikation kurz vor dem nächsten Einnahmezeitpunkt „fehlt“ oder dass Sie den nächsten Einnahmezeitpunkt gerne vorziehen würden (Wearing-OFF). Unter Umständen spüren Sie auch, dass Sie morgens vor der ersten Tabletteneinnahme „steifer“ und „unterbeweglicher“ sind (morgendliche Akinese), oder dass ein Fuß „verkrampft“ ist („early morning Dystonie“). Manchmal treten diese Episoden auch plötzlich auf, wenn es von einer Phase der guten Beweglichkeit plötzlich zu einer schlagartigen Verschlechterung der Symptome kommt (ON-OFF). Es kann aber auch das Gegenteil auftreten, dass Sie sich „zappelig“ oder „überbeweglich“ fühlen. Es ist wichtig zu wissen, dass die „OFF“-Phasen nicht immer nur die Beweglichkeit betreffen, sondern dass es auch zu Schwankungen in der Stimmung, Konzentration und Aufmerksamkeit sowie Schmerzempfinden kommen kann.

Was ist die Bedeutung dieser Wirkungsschwankungen und was müssen Sie wissen:

  • Die motorischen Symptome der Parkinsonerkrankung sind die Folge eines Mangels an Dopamin, ein Botenstoff, der in unserem Gehirn produziert und gelagert wird. Wenn im Verlauf der Erkrankung eine kritische Anzahl an Nervenzellen verloren gegangen ist, wird nicht nur zu wenig Dopamin produziert, sondern kann dieses auch nicht mehr ausreichend gespeichert werden. Der Erhalt einer guten Beweglichkeit hängt dann nur noch von der Medikation ab, die von außen als Tablette zugeführt wird.
  • Die Schwankungen erscheinen nach mehreren Jahren Krankheitsverlauf (ca. 5-6 Jahren Behandlung mit L-DOPA, manchmal später) bei eher jüngeren Patienten mit dem klassischem Bild eines idiopathischen Parkinsonsyndroms.
  • Die Schwankungen treten bei jenen Patienten auf, die eigentlich ein sehr gutes Ansprechen der Symptome auf die Medikation haben. Aus diesem Grund sind die Behandlungsmöglichkeiten im Krankheitsverlauf trotz der Wirkungsschwankungen vielfältiger.
  • Wenn es bei Ihnen zu Fluktuationen kommt, so bedeutet dies, dass Sie formal in einer ‚neuen‘ Phase der Erkrankung sind und dass Ihre Medikation angepasst werden sollte. Das Ausmaß der notwendigen Anpassung der Medikation kann individuell sehr unterschiedlich sein, da jede Person im Krankheitsverlauf einzigartig ist und spezifisch auf Medikamentenänderungen und Wahrnehmung der Symptome reagiert. Insbesondere auch bei individuell unterschiedlicher familiärer oder beruflicher Lebenssituation. Aus diesem Grund ist die Behandlung zu einem speziellen Zeitpunkt auch nicht vergleichbar mit der Behandlung von anderen Patienten und auch nicht mit Ihrer eigenen Behandlung zu einem früheren Zeitpunkt der Erkrankung.
  • Auf Anfrage können wir Ihnen im Vorfeld des stationären Aufenthaltes einen Bewegungssensor zur Verfügung stellen, der die Wirkungsschwankungen über sechs Tage bei Ihnen zu Hause aufzeichnet, so dass wir schon am ersten Tag der Aufnahme einen guten Eindruck über das Ausmaß der Problematik haben.
  • Die Behandlungsmöglichkeiten der Wirkungsfluktuationen bestehen aus einer sehr breiten Palette von Anpassungen der Einnahmezeiten der Medikation über der Gabe neuer, zusätzlicher Inhaltsstoffe bis zu Pumpentherapien oder Tiefen Hirnstimulation. Die Vorteile und Nachteile dieser Behandlungsmöglichkeiten werden mit Ihnen nach Einschätzung ihres neurologischen und allgemeinen Befindens individuell abgesprochen.