Schwindel, Blasenstörungen, Schmerzen

Diese und andere nicht-motorische Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität.

Während die Parkinsonerkrankung ursprünglich als ‚Bewegungsstörung‘ eingeordnet wurde, ist durch Untersuchungen der vergangenen 10-15 Jahre mittlerweile allgemein anerkannt, dass gerade auch die nicht-motorischen Symptome einen nachhaltigen Einfluss auf die gesundheitsbezogene und allgemeine Lebensqualität haben. Deshalb sind das Erkennen und eine Behandlung dieser Probleme mindestens genauso wichtig wie eine gute medikamentöse Einstellung der motorischen Symptome. Typische nicht-motorische Störungen sind neben Schwindel, Blasenstörungen und Schmerzen, die besonders häufig sind und auf die daher im Folgenden genauer eingegangen werden soll, auch Obstipationsneigung, Trugbilder (Halluzinationen), Störungen von Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis, Depressionen und Ängste, Störungen der Sexualfunktion, Herzprobleme und Schlafstörungen. Zuweilen kann sich auch eine scheinbar von der Parkinsonsymptomatik zunächst als unabhängig darstellende Problematik als nicht-motorisches Off darstellen und dann einer Behandlung mit einer dopaminergen Medikation zugänglich sein.

Schwindel

Bei Patienten mit einem klassischen M. Parkinson kann Schwindel zum einen durch die mit der Krankheit verbundene schlechtere Muskelbeweglichkeit hervorgerufen werden, die dazu führt, dass das Blut im Körper beim Lagewechsel vom Liegen zum Stehen nicht effektiv aus den Beinen zurück Richtung Herz gepumpt werden kann. Dies kann in einen Blutdruckabfall und somit ein Schwindelgefühl münden. Der medizinische Fachbegriff hierfür ist „orthostatische Hypotonie“, die allerdings nicht nur beim klassischen M. Parkinson, sondern auch bei einem sogenannten atypischen Parkinsonsyndrom aufgrund einer Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems auftreten kann. Erschwerend kommen zum anderen die bei Parkinsonpatienten zur Behandlung der motorischen Probleme verordneten Dopaminpräparate hinzu, die für sich genommen ebenfalls eine Reduktion des Blutdrucks und somit eine Verstärkung der eben geschilderten Problematik zur Folge haben können. Therapeutischerseits kann eine Anpassung der dopaminergen Medikation hilfreich sein, ggf. können auch blutdruckanhebende Medikamente verordnet werden. Auch die Anpassung von Stützstrümpfen oder einer Bauchbinde, letztere vor allem bei Schwindel, der an die Einnahme von Mahlzeiten gebunden ist, hat sich in der Praxis bewährt.

Blasenstörungen

Probleme mit zwingendem Harndrang, häufigem Entleeren kleiner Harnmengen und nächtlichem Wasserlassen sowie Inkontinenz werden häufig als besonders belastend empfunden, da die Teilnahme am sozialen Leben durch sie teilweise stark eingeschränkt werden kann. Die Ursachen sind vielfältig und erfordern neben einer detaillierten Anamneseerhebung (inkl. Führen eines Miktionstagebuches über die Häufigkeit der Toilettengänge) unter Umständen eine interdisziplinäre Abklärung mit unseren Kollegen des Herzzentrums und der Klinik für Urologie. Den Untersuchungsbefunden entsprechend können dann Überlegungen hinsichtlich einer Änderung der Parkinsonmedikamente oder dem Beginn einer urologischen Medikation bis hin zur Behandlung mit Botulinumtoxin angestellt werden. Aber auch eine entsprechende Hilfsmittelversorgung oder auch ein „Toilettentraining“ kann im Umgang mit Blasenstörungen hilfreich sein.

Schmerzen

Die Ursachen von Schmerzen bei der Parkinsonerkrankung sind vielfältig. Zum einen kann es durch die Haltungsstörung an sich zu Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates kommen. Aber auch schon im Frühstadium, nicht selten noch vor Diagnosestellung, können Schmerzen auftreten, die von den Betroffenen als ziehend, brennend oder teilweise auch krampfartig beschrieben werden.
Häufig werden diese Schmerzen auch zunächst nicht als zu einer Parkinsonerkrankung gehörige Symptomatik gewertet, so dass andere medizinische Fachrichtungen, wie z. B. die Orthopädie oder auch die Rheumatologie zur Klärung herangezogen werden, bis dann schließlich neurologischerseits eine Parkinsondiagnose gestellt wird. Wichtig ist es dann zu klären, ob die Schmerzen einer dopaminergen Medikation zugänglich sind. So sind Schmerzen in medikamentösen „Off-Phasen“ nicht selten, und treten typischerweise z. B. auch als „early-morning-Dystonien“, also Vekrampfungen einzelner Gliedmaßen in den frühen Morgenstunden infolge einer Abflutung des Medikamentenspiegels im Körper, auf. Sollte eine dopaminerge Medikation nicht helfen, ist zur Verhinderung einer Schmerzchronifizierung die Einleitung einer individuellen Schmerzmedikation ebenso wichtig wie physiotherapeutische oder auch physikalisch-medizinische Verfahren.