Diagnostik - Unklarheiten beseitigen

Während Ihres Aufenthaltes in unserer Klinik werden wir mit Ihnen besprechen, ob es sinnvoll sein könnte, verschiedene Untersuchungen zur Einordnung Ihres Krankheitsbildes durchzuführen. Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick über unsere diagnostischen Möglichkeiten geben.

L-Dopa- und Apomorphin-Test

Eines der Hauptkriterien für das Vorliegen eines „klassischen“ Parkinsonsyndroms (= idiopathisches Parkinsonsyndrom oder Morbus Parkinson) ist das Ansprechen auf L-Dopa, das im Rahmen eines L-Dopa-Tests in Absprache mit Ihnen überprüft werden kann.

Beim L-Dopa-Test handelt es sich um einen pharmakologischen Funktionstest im Rahmen der Basisdiagnostik. Er kann jedoch auch im Krankheitsverlauf zur Anwendung kommen, wenn Unklarheit über das Ansprechen auf L-Dopa besteht oder z. B. Symptome aufgetreten sind, die ein atypisches Parkinsonsyndrom nahelegen. Direkt vor und 45 bis 60 Minuten nach der Gabe einer standardisierten L-Dopa-Dosis wird dann die motorische Befindlichkeit anhand des motorischen Teils III der UPDRS (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) beurteilt.

Alternativ kann (seltener) auch der Apomorphin-Test durchgeführt werden. Hierfür wird nach demselben Schema wie beim L-Dopa-Test Apomorphin in aufsteigenden Dosierungen (beginnend mit 1-2 mg) subcutan in die Bauchdecke gespritzt und die Beweglichkeit beurteilt.

Riechtest

Das Riechvermögen ist bei Menschen mit einem idiopathischen Parkinsonsyndrom typischerweise beeinträchtigt, oftmals auch schon Jahre vor der Diagnosestellung der Erkrankung. Diesen Umstand macht man sich daher gerne im Rahmen der Parkinsondiagnostik zunutze, indem mittels eines standardisierten Testverfahrens Gerüche erkannt werden müssen. Ein gut erhaltenes Riechvermögen kann dementsprechend ein Anhaltspunkt dafür sein, dass vielleicht doch kein „klassischer“ Morbus Parkinson vorliegt, sondern eine Bewegungsstörung anderer Ursache. Entscheidend ist jedoch immer das Ergebnis des Riechtest im Kontext aller anderen Untersuchungsbefunde.

Mittelhirnschall

Im Rahmen der Parkinsondiagnostik werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Diagnosesicherheit zu erhöhen. Im Mittelhirnschall wird mit einem Ultraschallgerät der Bereich untersucht, der u. a. bei der „klassischen“ Parkinsonerkrankung aufgrund eines Verlustes von Nervenzellen beeinträchtigt ist, nämlich die Substantia nigra.

Typischerweise ist bei einem Morbus Parkinson eine Verstärkung des Ultraschallsignals, eine sogenannte „Hyperechogenität, zu sehen. Das Ergebnis des Mittelhirnschalls ist jedoch stets im Kontext mit den anderen Untersuchungsbefunden zu sehen, da ein „typischer“ Befund allein niemals für die Diagnose eines M. Parkinson ausreichen würde.

Magnetresonanz- und Computertomographie

Mit einer Computertomographie (CT) bzw. einer Magnetresonanztomographie (MRT) ist es möglich, das Gehirn mit seinen Strukturen darzustellen. Ein MRT liefert diesbezüglich ein genaueres Bild und ist, im Gegensatz zu einem CT, nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden. Es kann jedoch Gründe dafür geben, dass ein MRT nicht bzw. nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden kann, so z. B. ein Herzschrittmacher oder Hirnstimulator.

Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien

Die Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien ist eine Ultraschalluntersuchung, mit der die Blutversorgung des Gehirns ohne Nebenwirkungen untersucht werden kann. In der Neurologie im Allgemeinen ist dies in der Schlaganfalldiagnostik von großer Bedeutung, aber auch bei der Abklärung von Schwindelproblemen, die bei Parkinsonsyndromen nicht selten auftreten, kann diese Untersuchung durchaus hilfreich sein, um mögliche Gefäßengstellen aufzuspüren.

Schellong-Test

Dieser Test dient dazu, die Anpassungsfähigkeit des Körpers an den Lagewechsel vom Liegen in die aufrechte Position zu testen. Hierzu wird der Blutdruck zunächst nach 10 min. im Liegen gemessen, dann direkt nach dem Aufstehen sowie nach 2, 5 und 10 min. im Stehen. Ein deutlicher Blutdruckabfall im Stehen spricht für eine Störung des vegetativen Nervensystems und kann eine Erklärung für Schwindelgefühle sein. Stützstrümpfe, Bauchbandagen, eine Anpassung der Medikamente inkl. blutdrucksenkender Mittel oder ggf. auch die Verordnung kreislaufstärkender Medikamente können dann in so einem Fall hilfreich sein.

Langzeitmessungen von Blutdruck und EKG über 24 Stunden

Um einen Eindruck der Blutdruckeinstellung und des Herzrhythmus im längeren Verlauf zu bekommen, können Langzeitmessungen von Blutdruck und EKG sinnvoll sein. Diese können Aufschluss darüber geben, ob Medikamente angepasst bzw. an- oder gar abgesetzt werden sollten, z. B. wenn es im Rahmen der Parkinsonmedikation zu niedrigeren Blutdrücken kommt und somit möglicherweise blutdrucksenkende Mittel nicht mehr notwendig sein sollten. Niedrige Blutdruckwerte oder auch Herzrhythmusstörungen können Ursache für Schwindel oder auch Sturzereignisse sein, so dass diesen Untersuchungen eine wichtige Rolle zukommt.

Restharnsonographie

Bei der Parkinsonerkrankung kommt es nicht selten auch zu Problemen mit einer Blasenstörung im Sinne einer Inkontinenz. Im Rahmen der Diagnostik ist es dabei wichtig zu wissen, ob die Harnblase überhaupt in der Lage dazu ist, sich vollständig zu entleeren. Um dies zu untersuchen wird nach dem Toilettengang eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase gemacht um zu schauen, ob Sie diese vollständig entleeren konnten. Sollte dies nicht der Fall sein, können weitere urologische Untersuchungen nötig sein, um die Ursache hierfür besser „einzukreisen“ und möglicherweise auch zu behandeln.

Labordiagnostik und Nervenwasserpunktion

Zu Beginn eines jeden stationären Aufenthaltes in unserer Klinik steht eine Basis-Laboruntersuchung, die auch einige Vitamine aus der B-Gruppe umfasst. Je nach Situation kann es sein, dass wir nach Rücksprache mit Ihnen ergänzende Laboruntersuchungen anordnen, die zum Beispiel auch eine Nervenwasserpunktion einschließen.

Hierfür wird Ihnen im Bereich der Lendenwirbelsäule mit einer langen dünnen Nadel Nervenwasser abgenommen, das dann im Labor einer weiteren Analyse unterzogen wird. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, Ihnen bei dieser Gelegenheit etwas mehr Nervenwasser abzuziehen um zu überprüfen, ob sich dann Ihr Gangbild bessert, wie man es bei einem sogenannten „Normaldruckhydrozephalus“ erwarten würde. Selbstverständlich sprechen wir aber alle Untersuchungen vorher mit Ihnen ab, so dass Sie ausreichend Gelegenheit haben, offene Fragen zu klären.

Elektroneurographie und –myographie

Eine Gangstörung kann auch durch eine Gefühlsstörung in den Füßen, wie sie z. B. bei einer Polyneuropathie vorkommt, verursacht sein. In diesem Fall kann es sein, dass wir Ihnen eine Elektroneurographie und eine Elektromyographie empfehlen. Bei diesen Untersuchungen wird getestet, wie gut speziell ausgewählte Nerven funktionieren und ob vielleicht eine Polyneuropathie mit für eine Gangunsicherheit verantwortlich sein kann.